„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“
Friedrich Schiller, „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“
Sprache, Kommunikation und Interaktion lernen wir durch Spielen. In unserer Kindheit ahmen wir im Spiel das Verhalten unserer Umwelt nach, wir nehmen unterschiedliche Rollen ein, probieren Verhaltensweisen aus und erarbeiten uns so eine Bandbreite kommunikativer Muster und Strategien. Im Laufe unserer Sozialisation legen wir uns auf einige dieser Muster fest, von denen wir gelernt haben, dass sie sozial erwünscht sind und in der „Erwachsenenwelt“ Erfolg versprechen. Vieles von dem, was wir ausprobiert haben, gerät dadurch in Vergessenheit und das Spiel wird als kindliche Verhaltensweise vor dem Hintergrund der Ernsthaftigkeit des Erwachsenseins verlernt. Sehr schade, denn das bedeutet oft eine Einschränkung des kommunikativen Repertoires und eine Beschränkung des Lernverhaltens – Eindimensionalität statt Vielfalt, Auswendiglernen statt Erleben, Referieren statt inspiriert Präsentieren.
Meine Arbeitsweise beruht auf dem Spielprinzip des „Sich-Ausprobierens“. Wir alle haben unser kommunikatives Werkzeug. Im Werkzeugkoffer gibt es „Tools“ die wir häufiger benutzen, andere sind in Vergessenheit geraten und dann gibt es noch jene, von deren Existenz wir bisher keine Notiz genommen haben. Wie wärs, wenn wir diese mal ausprobieren, vielleicht funktionieren sie ja besser als die Bewährten?
Den Begriff ‚Sprechspielen‘ habe ich im Zusammenhang mit der Arbeit von Martina Haase und ihrer SPRECHBUEHNE der Uni Halle kennengelernt. Hier wird der Begriff als Form sprechkünstlerischer Kommunikation zwischen der klassischen Vortragskunst und Schauspielen verwendet. In meiner Diplomarbeit und daraus resultierenden Publikationen habe ich dies theoretisch begründet und am praktischen Beispiel einer Bühneninszenierung beschrieben.
Mittlerweile ist ‚Sprechspielen‘ für mich ein didaktischer Weg. Im Grunde genommen geht es darum, mit Sprache, Stimme, Körper und Haltung (physisch und psychisch) zu spielen um etwas darzustellen. Natürlich ist es ein Unterschied, ob ich eine Rolle auf der Theaterbühne spiele oder einen Vortrag halte. Aber es gibt auch viele Parallelen. Wir wollen kommunikativ Wissen vermitteln, verkaufen, loben, belehren, unterhalten, verhandeln, streiten – schlicht: Ziele erreichen! Dafür braucht es Haltung, Präsenz, Wirkungsbewusstsein, Empathie, Flexibilität und den richtigen Ton. Mit theaterpädagogischen Methoden wie dem Improvisationstheater lassen sich diese Fähigkeiten trainieren und Ausprobieren. Hier setzt meine Forschung und Lehre an. So bringe ich Lehramtsstudierende auf die Theaterbühne, improvisiere mit Führungskräften aus Wissenschaft und Wirtschaft und entwickle innovative Lehrkonzepte. 2016 gründete ich gemeinsam mit meiner Kollegin Susanne Krämer von der Uni Leipzig den Facharbeitskreis „Spielbasierte Kompetenzentwicklung“. Hier treffen sich auf der jährlichen Tagung mittlerweile Kommunikationsexpert_innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zu Weiterbildung und fachlichem Austausch.
Einige Artikel zu meinen spielbasierten Projekten:
SPRECHWERKSTATT der TU Chemnitz (2015)
SPRECHWERKSTATT der TU Chemnitz (2018)
Projekt: „Professionelle Kommunikation in der Schule
Tagung des Facharbeitskreises „Spielbasierte Kompetenzentwicklung“